Recon Saga: Piratendämmerung

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Dorian948
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Recon Saga: Piratendämmerung

Beitrag von Dorian948 »

Ich möchte vorher sagen, das ich mich bei dieser Geschichte von Nintendos Metroid- Reihe habe inspirieren lassen. Sogesehen ist es eine Homage an eines meiner Lieblingsspiele.

Prolog

Abermals fand Sight sich in einer ausweglosen Situation wieder. Hätte er sich nicht an einem defekten Stromkabel festhalten können, dann währe er in einen Fluss aus flüssigem Metall gestürzt. Ein Glücksfall, aber ansonsten war der Einsatz katastrophal verlaufen. Die Verstärkung war zerstreut worden und der saure Regen dieses Planeten begann seiner Rüstung zuzusetzen. Der grüne Lack war schon abgeätzt. Und würde Sight nach der Kante des Abgrunds greifen, würde ihn sein Gegner in der Luft zerfetzen. Alles in allem nicht der beste Tag seiner Karriere als Held. Sight musste schnell seine nächsten Schritte planen, denn auf der Plattform über der Schlucht bereitete Ridley seinen Angriff vor.
Zuletzt geändert von Dorian948 am Donnerstag 22. November 2018, 13:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Lesovikk520
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Re: Piratendämmerung

Beitrag von Lesovikk520 »

Uuuh, du bist also auch ein Metroid Fan. Bin gespannt was passiert, ist Sight vieleicht ein Föderationssoldat?

Es ist meine Lieblings Nintendo Reihe und definivit in meiner Top 5, aber so wie Nintendo zurzeit mit Metroid umgeht hab ich wenig Hoffnung auf ein neues gutes 2D oder Prime Spiel.

Aber wenigstens gibt es AM2R, das ist ein tausendmal besseres Jubiläumsgeschenk als Nintendo uns Fans geben kann/möchte.
"That is not dead which can eternal lie, and with strange eons even death may die." - H. P. Lovecraft
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Dorian948
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Re: Piratendämmerung

Beitrag von Dorian948 »

Hätte ich sagen sollen. "Werdegang zweier Helden" ist die Vorgeschichte hierzu.


Ein paar Tage zuvor...

Sight wirbelte herum und warf seinen Oberkörper nach hinten. So entging er den gleißenden Feuerstrahl, der an ihm vorbeizuckte. Er stand nun mit Exceta und Ridley in einer Linie und gab seinem Partner ein Handsignal. Der gelb gepanzerte Held reagierte schnell und feuerte eine Salve Raketen in Ridleys Rücken. Unter einem markerschütternden Schmerzensschrei bäumte er seinen Reptilienkörper auf. Eine bessere Chance gab es nicht. Sight hastete mit erhobener Waffe auf Ridley zu und schlitzte ihn in einer ausschweifenden Bewegung den Brustkorb auf. Im selben Moment verschwand Ridley. Stattdessen dröhnte eine Stimme aus den Wänden:
"Simulation abgebrochen. Missionsvorgabe nicht erfüllt."

Die Landschaft begann zu verschwimmen und binnen Sekunden fanden sich die zwei Helden in der Trainingshalle der Hero Factory wieder. Hinter Exceta öffnete sich die Zugangsschleuse der Halle und ein stämmiger Held in Blau und Silber marschierte auf sie zu. Es war Gunvolt, der Vizekommandant des H.F.R. Teams. Selbst durch seinen Helm, der die Hälfte seines Gesichtes verbarg, konnte man seine blanke Wut erkennen.
"Was war das denn bitte?" brüllte er mit ungewöhnlich hoher Stimme.
"Verzeihung. Ich habe mich wohl etwas hinreißen lassen", antwortete Sight kleinlaut.
"Ich habe keine Lust mit dir erneut über die Bedeutung des Wortes ´Unschädlich machen´ diskutieren!" brüllte Gunvolt weiter.
Sight wurde nun langsam sauer."Du weißt genau, dass ich darunter etwas anderes verstehe, als es in den Vorschriften geschrieben steht."
"Ja, und ich weiß auch, dass du dich dennoch daran zu halten hast, genau wie alle anderen auch." konterte Gunvolt
"Nun, dann werde ich im nächsten Durchgang keine Fehler machen"
"Dazu wird es nicht kommen", mischte sich Exceta ein," Befehl an alle. Wir treffen uns in der Missionsüberwachung. Sie haben wohl die Heimbasis der Piraten gefunden."
Zuletzt geändert von Dorian948 am Sonntag 30. April 2017, 00:04, insgesamt 2-mal geändert.
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Dorian948
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Re: Piratendämmerung

Beitrag von Dorian948 »

Die große Missionsüberwachung war selbst unter den anderen Räumlichkeiten der Hero Factory stets ein Erlebnis. Im Grunde genommen war sie ihr eigentliches Herzstück und dementsprechend abgesichert. An jedem der zwei Zugänge war ein Wachposten, der Unbefugte draußen halten sollte. In der Regel war das jeder, der keine Einladung erhalten hatte. Im Moment, so schien es Gunvolt, waren die Wachposten wegen der großen Anzahl der Besucher heillos überfordert. Einer schien einem Nervenzusammenbruch nah, als er eine weitere Gruppe Helden sah.
Hinter den Wachen war der Hauptraum der Zentrale. Zwei gegenüberliegende Wände waren mit Bildschirmen vollgekleistert, die Aufnahmen der Helmkamera eines Helden im Einsatz zeigten. Vor jeder der Bildschirmgruppen saß ein Taktiker, der entweder einem Team oder einem einzelnen Helden Anweisungen erteilte. Zwischen dem Personal schwebten die kugeligen Protokolldrohnen umher, um Informationen auszutauschen. Sight mochte sie sehr, weil sie so süß aussahen und er mochte niedliche Dinge. Lediglich als er gefragt hat, ob er so eine Drohne auseinandernehmen dürfe, wurde ihm der Vogel gezeigt. An der Wand gegenüber den Eingängen befand sich ein größeres Exemplar der Bildschirme, der fast den gesamten Platz beanspruchte. Das Highlight war der große Holoprojektor in der Mitte des Raumes. Er zeigte meistens topografische Planetenkarten. Jetzt war eine Galaxiekarte geladen.

Vor dem unteren Bildwerfer stand der Abteilungsleiter, neben ihm zwei weiß gepanzerte Helden und vor ihm eine große Gruppe Helden, die alle wild durcheinander quasselten. Sight, Gunvolt und Exceta kämpften sich bis in die Mitte der Meute durch und sahen den Abteilungsleiter dabei zu, wie er fiberhaft versuchte, sich Gehör zu verschaffen. Als das nicht klappte, wendete er sich an den grün gekernten Helden rechts von ihm.
Dieser legte sein Gewehr sachte beiseite und brüllte: “Haltet alle die Klappe! Zib möchte mit dem Briefing beginnen!“
„Danke, Merrik“, sagte Zib beiläufig und wandte sich wieder der nunmehr stillen Menge zu. Merrik schraubte weiter an seinem Gewehr herum, “ Wie sie bereits alle wissen, haben unsere tallischen Verbündeten das Hauptquartier der Weltraumpiraten gefunden. Sie haben um Unterstützung bei ihrer Großoffensive gebeten.“
Das Gemurmel ging wieder los. Diesmal war es aber nicht aufgeregt, sondern Nervös und schockiert. Manch einer tat seine Empörung kund. So ein silbern- schwarzer Held: „Wir sind keine Soldaten!“ Verzweifelt sah Zib zu dem anderen Helden neben ihm. „Stormer!“ flehte er. Stormer schoss mit seiner Eiskanone zweimal in die Luft. Die Menge verstummte erneut.
„Ich weiß deine Bedenken zu schätzen, Sever“, fuhr Zib fort und fegte sich Eisbrocken von der Rüstung, „aber es liegt in unserem Interesse, dass den Piraten das Handwerk gelegt wird, sind sie doch eine treibende Kraft organisierter Kriminalität. Weiterhin ist es unsere Pflicht, den tallischen Truppen Feuerschutz zu geben und die Kommandanten der Piraten festzusetzen. Zu diesem Zweck hat die Forschungsabteilung einige neue Spielzeuge entwickelt. Ich erteile nun dem leitenden Waffentechniker das Wort. Sight, komm bitte nach vorn.“

Sight begab sich an die Spitze der Menge, welche ihn neugierig und hungrig anstarrte. Dies war zwar nicht seine erste Waffenpräsentation, aber unter normalen Umständen sah nicht die halbe Belegschaft zu, sondern nur ein bis zwei Teams. Das machte ihn nervös.
„Nach reichlicher Überlegung kamen wir zum Schluss, dass eine persönliche Überführung der Ziels ein hohes Risiko mit sich führt. Der Weg zum Gefängnis an Bord unseres Flaggschiffes dauert zu lang und birgt bestimmt einige große Gefahren. Deshalb haben wir neue Handschellen konstruiert.“
Sight holte ein hellsilbernes Paar Handschellen hervor, sah sich nach der nächstbesten Protokolldrohne um, und warf eine Schelle auf ihr Handgelenk. Die Schelle schloss sich automatisch. Sight zerrte an der Kette, zog die Drohne heran und legte ihre andere Hand in Ketten. Sekundenspäter verschwand die Drohne unter einem lauten Knall spurlos. Verblüfft stöhnten die Zuschauer auf und jemand fragte: „ Wo ist er hin?“
„In einer Zelle auf der ´Rechenschaft´. Dieses Handschellenmodell teleportiert Gefangene direkt in den Gefängnisblock des Flaggschiffes“, fuhr Sight fort ohne die Ohs und Ahs zu beachten, „Und da wir nicht wissen, wie viele Kommandanten der Feind hat, bekommt jeder von euch eine. Ach, Zib. Erinnere mich bitte daran, Quaddle ein Begnadigungsschreiben auszustellen.“
Alle lachten, nur Zib nicht.
„Desweiteren wurden die Einsatzschiffe mit einer neuen Waffe ausgerüstet“, Sight steckte einen Speicherchip in den Projektor. Er zeigte nun zwei Sternenjäger, „Wir nennen sie den ´Wellenschmetterer´. Hierbei handelt es sich um eine elektromagnetische Kanone, die feindliche Jäger kampfunfähig macht“, Ein Schiff schoss einen dünnen Strahl ab und erwischte das andere an seinem Cockpit, „ Die Schilde werden deaktiviert, die Steuersysteme fallen aus, Waffen werden unbrauchbar und Triebwerke gehen auf Umkehrschub und schalten sich dann dauerhaft ab“, das getroffene Schiff wurde langsamer und hielt an, „So kann es dann gefahrlos von unseren Sammelschiffen geborgen und der Pilot inhaftiert werden. Danke für eure Aufmerksamkeit.“

Die Zuschauer begannen laut zu applaudieren. Selbst ein paar Taktiker wurden von der Präsentation abgelenkt und spendeten ebenfalls Beifall, ehe sie sich wieder eilig ihren Helden widmeten, die nun allesamt in der Patsche steckten. Unter Danksagungen und tiefen Verbeugungen ging Sight an die Seite von Merrik.
„Klasse Show, Junge. Deine Arbeit überrascht mich immer wieder“, murmelte Merrik ihm zu
„Das kostete mich auch eine Menge Überwindung. Sie wissen ja von meinem Lampenfieber, Kommander“, antwortete Sight bescheiden.
„Stormer legt gleich mit dem Missionsablauf los. Wir werden unsere Befehle wohl später erhalten. Treffen hiernach im Hauptquartier. Sag’s Gunvolt und Exceta“, flüsterte Merrik noch leiser.
Sight nickte bestätigend.
Zuletzt geändert von Dorian948 am Sonntag 30. April 2017, 00:02, insgesamt 3-mal geändert.
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Dorian948
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Re: Piratendämmerung

Beitrag von Dorian948 »

Nachdem Stormer den Ablauf des Angriffs erklärt hatte (Offensive im Orbit und anschließender Bodenangriff) und Sight mit Gunvolt und Exceta redete, machten sich die Drei auf den Weg zum Hauptquartier des H.F.R.- Teams. Sie verließen das Fabrikgebäude und begaben sich Richtung Westen nach Makuhero City. Bei einer abgelegenen Gasse am Stadtrand machten sie Halt. Ein Fußgänger hätte die Gasse keines Blickes gewürdigt, so heruntergekommen wie sie war. Sie war schmutzig, überall standen Container herum und die Wände waren mit Graffiti vollgeschmiert. An der Nordwand war jedoch eine runde Vertiefung mit vier gefiederten Flügeln an ihrem Rand.
„Ich bin mal dran“, sagte Exceta heiter und hüpfte auf die Vertiefung zu.
Er stellte sich einen Meter von der Wand entfernt hin und drehte seine Kernabdeckung ein wenig nach rechts. In die Vertieffung wurde ein Hologrammbild in Form eines Kreises mit einem großen H in der Mitte geworfen und vervollständigte das Symbol des Recon- Teams. Es gab ein Klicken, dann ein Rappeln und an der gegenüberliegenden Wand entstand ein Durchgang, der nach unten führte. Ihm entströmte ein widerlicher Geruch.

„Wisst ihr, wenn Merrik nicht so auf Geheimniskrämerei stehen würde, hätten wir ein Gebäude auf dem Firmengelände und müssten uns diesen Schwachsinn nicht antun“, beschwerte sich Sight, während sie durch die Kanalisation marschierten.
„Ein Geheimdienst verliert an Effektivität, wenn jeder von seiner Existenz und seinem Aufenthaltsort Bescheid wüsste“, erwiderte Gunvolt schnippisch, „Denk an die CIA. Aber du hast Recht. Dieser Gestank ist wirklich grässlich.“

Eine halbe Stunde später endete der Gang in einem Aufzug. Die Drei stiegen ein und fuhren nach oben. Als das Licht der Morgensonne in den Aufzug fiel, bot sich ihnen der gewohnte Anblick des Tals, in dem ihr Hauptquartier stand. In Der Mitte des Tals stand das Hauptgebäude und in die Berge vor Makuhero City war ein Fahrzeughangar eingelassen. Alles in allem erinnerte das Grundstück an eine kleine Militärbasis. Die Helden liefen zum Hauptgebäude hinüber. Hinter dem Eingang befand sich der lange Flur, an dem Verwaltung, Aufenthaltsraum, Missionsüberwachung, Konferenzsaal und Waffenkammer lagen. Als sie an der Missionsüberwachung vorbeigingen, hielt Sight inne.
„Geht schon mal vor. Ich folge gleich“, sagte er zu den anderen. Gunvolt zuckte mit den Schultern und ging mit Exceta an den Fersen weiter zum Konferenzsaal. Sight hingegen schritt auf die einzige Taktikerin in der Missionszentrale zu. Sie war völlig an den Bildschirm gefesselt und erteilte eifrig Befehle an einen goldenen Helden.
„Hi, Shicane.“
Shicane zuckte heftig zusammen, drehte ihren Stuhl und begann Sight wie sooft anzuschreien:
„Sag mal, geht’s dir noch gut! Dich einfach so an mich heranzuschleichen. SIEHST DU NICHT, DASS ICH ZU TUN HABE?!“
„Tschuldigung. Wollte ja nur Guten Morgen sagen“, nuschelte Sight mit gespielten Schuldgefühlen. In Wahrheit fand er es immer wieder witzig, Shicane ein bisschen zu ärgern, auch wenn er jedes Mal Prügel bezieht, „Was macht Rocka für Fortschritte?“
„Spar dir das, Schrottpilot und lass mich in Ruhe!“ knurrte sie.
„Wirklich? Nach allem, was ich für dich getan habe, beleidigst du mich und meine Flugkünste auch noch? So unprofessionell. Ts, ts…“
„Ja, nach allem was du mir ANgetan hast! Und wenn du mich nicht langsam in Ruhe lässt werde ich dich…“
Sight fand nie heraus, was mit ihm passieren würde, denn im selben Moment öffnete sich erneut die Eingangstür und ein orange- blau- gepanzerter Held trottete den Flur entlang. Im vorbeigehen warf er Sight und Shicane ein kurzes „N‘ Morgen“ entgegen.
Shicane war wie ausgewechselt und grüßte mit einem „Guten Morgen, Axl.“ zurück. Sie sah in noch ein paar Sekunden hinterher, ehe sie Sights breites Grinsen sah und wieder in ihren üblichen, aggressiven Ton wechselte: „Falls du mich nicht verstanden hast: Lass mich in Ruhe!“

Das war normalerweise der Moment, an dem sie Sight verscheuchen konnte und er ging zum Konferenzsaal hinüber. Denn nach dem Meisterzuspätkommer Max Axcel anzukommen, bedeutet meist, als letzter zu erscheinen. Bis auf Kommander Merrik waren bereits alle Topagenten versammelt. Gunvolt unterhielt sich mit Sever über die neuen Blastermodelle („ Sie sind wahnsinnig präzise und überhitzen nicht mehr so schnell wie andere Modelle. Das Beste ist aber das stromlinienförmige Design, absolut stilvoll.“, „Hab sie auch schon am Schießstand getestet. Einfach nur Traumhaft.“), Exceta saß zurückgelehnt auf seinem Stuhl und textete Axl, der seine Klauenwaffen schärfte, mit seinen Vorstellungen über die Piratenbasis zu („Ich wette sie ist unter dem Boden angelegt und ist nur über einen schwer bewachten Zugang betretbar.“) und zwei andere Helden namens Katu und Ransak sprachen über ein neueröffnetes Kasino im Stadtbezirk Nokong („Ich hörte von einem gewaltigen Raum mit Tischen und Automaten. Das Ganze soll ja auch sehr edel sein.“, „Wenn wir vom Angriff zurück sind, werde ich mir einen Tag frei nehmen und dem Laden mal einen Besuch abstatten.“) und ganz hinten saß Tag, ein weiteres Mitglied des Rekrutenprogrammes, die an ihrer kaputten Kristalltaschenlampe bastelte. Sie war im selben Jahrgang wie Sight zur Hero Factory als Vertreterin des Volkes von Talla gekommen.

Gerade als Sight sich setzen wollte betrat Merrik den Saal. Lässig ließ er sich auf seinen Sessel fallen und sah der Reihe nach jeden der acht Agenten an. „Nun, kommen wir am besten gleich zur Sache, ehe die Flotte noch ohne uns abfliegt. Wir alle schieben Dienst auf der ´Syndikat´, Abflug in einer Stunde. Neuesten Berichten zufolge wird die Basis des Feindes von einem elektromagnetischen Schild geschützt, dem wir nichts entgegenzusetzen haben. Unsere Aufgabe wird es sein, einen Weg durch den Schild zu finden und ihn abzuschalten.“
„Wie wäre es, wenn wir den Wellenschmetterer benutzen, um ihn zu durchbrechen?“ fragte Axl
„Das funktioniert nicht“, warf Katzu ein, „ Physikalisch wäre es möglich, doch der Wellenschmetterer verfügt nicht über die entsprechende Leistung, um den Schild kurzzuschließen. Selbst wenn hundert Jäger gleichzeitig schießen würden.“
„Und zu Fuß können wir den Schild ebenfalls nicht passieren, obwohl wir über eine Abschirmung verfügen. Sie ist aber zu schwach, als dass sie uns schützen könnte“, murrte Tag.
Jetzt ergriff Gunvolt das Wort, fest davon überzeugt, eine Lösung zu haben: „Uns vielleicht nicht, das stimmt. Aber die ´Karthago´ besitzt stärkere Schilde und bietet Platz für einen zehnköpfigen Stoßtrupp.“
Bei dem Namen ´Karthago´ zuckte Sight unwillkürlich zusammen und zwar so heftig, dass er fast von seinem Stuhl rutschte. Sie war nämlich Gunvolts und sein Privatschiff, das sie als Geschenk einer hochintelligenten Spezies für ihre Unterstützung erhalten hatten. Es ist Wahr. Die ´Karthago´ ist strahlengeschützt, im Inneren ist es sehr geräumig und im Falle eines Widerstandes ist sie auch schwer bewaffnet (daher der Name der antiken Festungsstadt auf Thyfos Prime). Aber sie war für Sight zu wertvoll, um sie bei einem solchen Himmelfahrtskommando aufs Spiel zu setzen. Was seltsam war, denn für gewöhnlich waren solche Missionen genau sein Ding. So blieb ihn mangels Alternativen (und den erwartungsvollen Blicken der anderen Agenten), nichts anderes übrig als sein heißgeliebtes Schiff zur Verfügung zu stellen.

Nach wenigen Minuten war alles vorbereitet: Kerne wurden aufgeladen, Waffen mit Munition gefüllt, Ausrüstung angelegt, darunter die Teleporthandschellen und neuerdings auch Handgranaten mit niedriger Sprengkraft und die ´Karthago´ wurde auf die ´Syndikat´ verfrachtet, die im Orbit von Makuhero bei dem Rest der Flotte lag. Von der Landebucht an Bord der Fregatte aus sahen Sight und Gunvolt auf den Planeten hinab, stets ein Ehrfurcht gebietender Anblick, ehe der Flottenverband sich in Bewegung setzte und in den Hyperraum sprang, schnurstracks auf den Weg in den Kampf.
Zuletzt geändert von Dorian948 am Montag 25. März 2019, 23:41, insgesamt 2-mal geändert.
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Dorian948
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Re: Piratendämmerung

Beitrag von Dorian948 »

Die Reise an sich verlief ereignislos. Jeder an Bord besaß ihm zugeteilte Aufgaben und führte sie mit Fleiß und Tatendrang aus. Gunvolt hatte, wie es seine Art war, sich selbst zum Oberaufseher ernannt. Das ging besonders Sight auf die Nerven und er zog sich, sofern der Zeitplan es erlaubte, in den Hangar zurück, um an der ´Karthago´ zu werkeln und ihre Schwächen zu beseitigen, wenn sie denn welche hatte.

Irgendwann kam eine Durchsage, der Ankunft betreffend. Die Flotte sollte nicht direkt zur Basis der Piraten, sondern sich für ein Rendezvous- Manöver mit der tallischen Flotte zu einem Treffpunkt weiter außerhalb begeben. Dort sollten die Feinheiten der Invasion erörtert werden. Der Plan war wie folgt: Während das größere tallische Geschwader einen direkten Angriff auf die Piratenschiffe einleitet, nimmt die Flotte der Hero Factory einen kleinen Umweg, schleicht sich von hinten heran und fällt dem Gegner in den Rücken, in der Hoffnung so Chaos zu stiften. Für die H.F.R. Einheit ist das der perfekte Zeitpunkt, um durch die Blockade zu schlüpfen und mit ihrer Mission zu beginnen.

Die tallische Flotte startete zuerst. Etwa zehn Minuten später begab sich die andere Flotte auf ihren kurzen Umwegkurs. In der Zwischenzeit spielte sich an Bord eines jeden Kreuzers der Hero Factory ein faszinierendes Schauspiel ab. Würde jemand das zum ersten Mal mit ansehen, so wäre er überwältigt von den beispiellos organisierten Kampfvorbereitungen. Ohne Vorfälle oder Unregelmäßigkeiten nahmen die Kanoniere an den ihnen zugewiesenen Geschützsteuerungen Platz, Piloten bemannten in perfekter Rekordzeit ihre Jäger und alle anderen Kampf- und Abwehrsysteme wurden bereitgestellt, während durch die internen Kommunikationswege unaufhörlich „Alle Mann auf Gefechtsstation!“ dröhnte. Alle waren voller Zuversicht und frohen Herzens ob der jeden Moment folgenden Schlacht. Doch als das Geschwader auf Sublichtgeschwindigkeit ging, schwand diese Zuversicht rasend schnell.

Die Piraten waren besser auf einen Angriff gefasst, als man wohl gedacht hatte. Ihre Streitmacht war um einige Fregatten und Kreuzer größer als die der Taller und ihre Raumjäger lieferten sich mörderische Kämpfe. Zudem schwebte ein gutes Dutzend Kampfstationen im Orbit, die Störwellen sendeten und so die Kommunikation zwischen ihren Gegnern unterbrachen. Sofort starteten die Raumjäger der Helden aus ihren Hangars. An der Spitze einer zehnschiffigen Staffel der ´Syndikat´ raste die ´Karthago´ voran in einen Schwarm Piratenschiffe. Sight steuerte Schiff und Frontgeschütze, Gunvolt saß im Hauptgeschützfeld und Ransak und Sever bemannten die Seitenkanonen, Tag das Heckmaschinengewehr.
Sight sprach durch seinen Armkommunikator zu den anderen Piloten seiner Staffel: „Hier Lanze 1. Geht in Fächerformation und folgt der ´Karthago´. Wir greifen den nächsten Kreuzer an!“
Er erhielt die Bestätigung seiner Staffel. Alle elf Jäger schossen in einem synchronen Manöver ihre Wellenschmetterer ab. Die elektrische Ladung traf den Kreuzer mit geballter Wucht, deaktivierte die Schilde und riss ein breites Loch in die Außenhülle. Sekundenspäter steuerten Enterkapseln auf das Loch zu. Gunvolt zielte mit dem Raketenwerfer auf die Obacht- Geschütztürme an der Flanke des Kreuzers, um den Kapseln Deckung zu bieten. Eine Piratenfregatte richtete sich nun auf die Lanzenstaffel aus und entblößte ihre schweren Geschützbatterien. Eine nahm die ´Karthago´ ins Visier. Sight reagierte schnell und tauchte nach unten Richtung Planetenoberfläche ab. Gleich würden sie landen.

Dann geschah etwas, womit er niemals rechnete, aber ihm dennoch gut in den Kram passte. Drei einzelne Piratenjäger schossen unter der Fregatte hervor und nahmen die ´Karthago´ unter Beschuss. Einer traf ein empfindliches Kühlaggregat am linken Stabilisator. Er fing in der oberen Atmosphäre sofort Feuer. Die ´Karthago´ begann gefährlich zu trudeln und fiel unaufhaltsam immer schneller gen Boden, weiterhin verfolgt von den Piratenjägern. Sofern der Winkel es zuließ, schossen die Bordkanoniere wie besessen auf die Angreifer. Mit einer Gruppe Verfolger im Genick konnte Sight unmöglich ein Landemanöver wagen. Mittlerweile brachen sie durch die Stratosphäre. Der defekte Stabilisator brannte jetzt wie Zunder und versperrte mit Rauch und Flammen die Sicht aus dem Cockpit. Das letzte, was die Piloten der Lanzenstaffel von Sight hörten, war ein eiliges „Auf Einschlag vorbereiten!“ Dann brach der Kontakt ab. Mit enormer Wucht schlug die ´Karthago´ auf den felsigen Untergrund auf, überschlug sich ein paar Mal und schmetterte gegen eine Felswand. Die Piraten waren bereit weiterzuschießen, doch das war nicht nötig, denn die ´Karthago´ brach in einer gewaltigen Feuerwalze auseinander.
Zuletzt geändert von Dorian948 am Montag 25. März 2019, 23:43, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Piratendämmerung

Beitrag von Dorian948 »

Wenige Meilen entfernt, in der Basis der Piraten, lies die Neuigkeit des abgestürzten Kampfschiffes nicht lange mit einer Reaktion auf sich warten. Innerhalb kürzester Zeit wurde ein Stoßtrupp aus einem altgedienten Sturmpiraten, drei Soldaten und sechs frischen Milizen für die Drecksarbeit auf Geheiß des Sicherheitskommandos zusammengestellt. Ziel der Expedition war das Bergen oder Plündern des Schiffes und die Vernichtung eventueller Überlebender. Kaum einer war überzeugt davon gewesen, dass irgendwer so eine Explosion heil genug überstanden haben könnte um noch eine ernste Bedrohung darzustellen, selbst diese lästigen Helden. So nahmen sie nur das nötigste Gepäck mit. Jedes Mitglied des Teams war mit einem klassischen Quantum- Sturmgewehr, dem Handgelenksäbel und der Schutzkleidung gegen den Säureregen, je nach Rang auch mit einer Panzerung ausgestattet. Die Rüstmeister meinten, dass das ausreichen würde und niemand wagte es, sei es aus Zustimmung oder im Falle der Milizen aus Furcht, nach einer Nachrüstung zu fragen.

In einer größeren Kurzstreckenfähre machte sich das tapfere Kundschafterteam au den Weg zur Absturzstelle der ´Karthago´. Die Explosion hatte einen großen Krater hinterlassen und das Feuer die Felsen und den Boden schwarz gebrannt. Die zwei Teile des Schiffes selbst lagen mit Schlagseite auf dem Grund des Kraters. Der kaputte Stabilisator qualmte noch immer. Als die Fähre landete, erteilte der Sturmpirat den Befehl, das Wrack nach Lebensformen abzuscannen und zu umstellen. Ein Milizsoldat teilte ihm später mit, dass schwache Lebenszeichen an drei Stellen auszumachen waren. Doch ehe der Sturmpirat seine nächsten Befehle weitergeben konnte, zuckte ein Strahl aus einer der Anti-Personen-Geschütze und riss seinen Kopf ab. Der leblose Körper stand noch kurz, kippte zur Seite und rollte den Krater hinunter. Niemand hatte gemerkt, dass das Geschütz sich langsam ausgerichtet hatte. Es dauerte auch einen Moment bevor jeder begriff, was eben passiert war und es kam wie es kommen musste, in den schlecht organisierten Reihen der niederen Truppenverbände. Die Milizen ignorierten die Kampfpläne, die die erfahreneren Soldaten ihnen zuriefen und stürmten Hals über Kopf in das Kreuzfeuer der Laserkanonen. Nachdem sie sich der ersten Welle entledigten, zielten sie auf die Soldaten am Kraterrand. Auch diese hatten den Lasern nichts entgegenzubringen.

Als der Pulverdampf sich legte, lugte ein gelb-roter Helm durch eines der Seitenfenster. Es war Exceta, der die Lage ausspähte.
„Gebiet gesichert! Könnt loslegen!“, quiekte er.
Die Landestützen des Schiffs richteten die ´Sparta´ und die ´Troja´ auf und fügten sich wieder zusammen. Sight aktivierte die automatische Instandhaltung und Axl lief aus der Zugangsschleuse zur Leiche des Sturmpiraten und erleichterte sie um ihren Kommunikator. Es machte sich bezahlt einen Sprachanalytiker und Stimmenimitator dabeizuhaben.
Er ahmte die Stimme des Piraten perfekt nach und sagte in der Sprache der Weltraumpiraten: „Lage wieder unter Kontrolle. Eine Fehlfunktion einer Kanone hat uns aufgeschreckt, aber es gab keine Überlebenden. Wir können leider ab jetzt keine Verbindung zum Hauptquartier herstellen. Interferenzen im Inneren des Wracks stören den Funkkontakt.“
Glücklicherweise fielen die Piraten auf diese Täuschung herein, denn die Basis gab die Freigabe, den Einsatz fortzusetzen. Axcel legte auf und reichte den Kommunikator an Hacker Katsu weiter mit den Worten: „ Versuch die Frequenz zu entschlüsseln und sende die Daten dann bitte an meinen Kommlink.“
Widerwillig nahm Katsu das Gerät an und begann mit der Arbeit. Sight stieg aus der Führerkanzel um seine übliche Motivationsrede zu halten. Derweil wischte er seine ölbefleckten Handschuhe mit einem Tuch ab.
„Gut, alle Systeme funktionieren wieder. Kühlsystem und Steuerarmatur haben einiges abgekriegt, sollten aber bis zu unserem Ziel halten. Jetzt gibt es kein Zurück und wenn einer von euch lieber da oben kämpfen und einen anderen Beitrag zum Erfolg dieser Operation leisten will, kann er es mir gerne sagen. Ich bringe ihn jederzeit zurück ins Gefecht.“
Als niemand antwortete fuhr er fort: „Gut. Begebt euch bitte auf eure Posten. Der Lüftungstunnel, den ich ansteuere ist wahrscheinlich nicht bewacht, aber wir wollen ja nicht das Schicksal auf die Probe stellen.“
Mit diesen Worten drehte Sight sich auf der Ferse um. Sever hielt ihn auf:„Moment! Vorher möchte ich wissen, wie du diese Finte geschafft hast. Wir sind alle Neugierig.“ Die Anderen nickten zustimmend.
„Mit Pyrotechnik, starker Schildabwehr, ein Händchen Glück und einem verdammt guten Piloten. Niemand sucht in näherer Zukunft einen Toten, deshalb habe ich die ´Karthago ein wenig modifiziert“, sagte Sight zögerlich, ohne sich umzudrehen, „Bitte setzt euch jetzt. Wir starten.“

Ohne ein weiteres Wort fuhren die Triebwerke hoch und das Team flog zur Basis weiter.
Sight versuchte so schnell und so tief wie möglich zu fliegen um einem möglichen Radar auszuweichen. Unter anderen Umständen wäre die Schlacht über ihren Köpfen ein ernstes Risiko beim Anschleichen. Jemand könnte sie von oben herab sehen. Das zerfurchte Land bot jedoch ausreichend Deckung. So musste sich Sight nur aufs fliegen konzentrieren. Gunvolt saß noch immer an Waffenpult. Langsam war ihm langweilig, also sah er aus dem Dachfenster. Über ihnen war die Schlacht im vollen Gange. Triebwerkfeuer huschte umher und der Himmel war von Laserblitzen so hell erleuchtet, dass man keinen einzigen Stern sehen konnte. Es war schwer zu sagen, wer die Oberhand hatte, obgleich ein paar größere Kriegsschiffe auf Seiten der Piraten fehlten waren ihre Jäger den Anderen doch ebenbürtig.

Die kuppelförmigen Schilde der Basis waren bald hinter den Hängen des Canyons zu erkennen. Gunvolt hielt die Stille nicht länger aus und rief zu Sight: „Ey! Wie weit ist es noch?“
Plötzlich bog die ´Karthago´ mit einem kräftigen Ruck nach links ab. Der Graben endete in einer breiten Luke, die knapp hinter dem Schild in die Wand eingelassen war. Nun würde sich zeigen, ob die ´Karthago´ ihr Lob wert war. Wenn nicht, hätten sie zumindest kurz die Gewissheit. Sight drosselte das Tempo, denn selbst mit einer ausreichenden Abschirmung, würde ein Objekt trotzdem abprallen, wenn es zu schnell wäre. Die Spitzen der Tragflächen berührten den Schild. Funken stoben in alle Richtungen und doch hielt der Rumpf stand. Jeder an Bord rührte sich keinen Millimeter, als die ´Karthago´ wieder beschleunigte und in die Finsternis flog. Sie schwebte grazil durch den engen Tunnel. Irgendwann leuchtete in der Dunkelheit ein rotes Licht auf, das Ende des Tunnels. Das große Schiff klappte die Tragflächen auf Landestellung und setzte sacht auf einer verlassenen Wartungsplattform auf. Sie hatten es endlich geschafft. Sight schritt wieder aus seinem Cockpit. „Lady und Gentlemen, willkommen in der Kommandozentrale der Weltraumpiraten. Der gefährlichste Ort, den ihr je betreten werdet!“
Zuletzt geändert von Dorian948 am Montag 25. März 2019, 23:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Piratendämmerung

Beitrag von Dorian948 »

Eine weitere kraftvolle Salve erschütterte den Rumpf der ´Rechenschaft´ und drückte den gesammten Kreuzer weiter nach außen. Die Besatzung war schwer mit den Reparaturen beschäftigt und auf der Brücke herrschte aufgeregtes Treiben. Alle paar Sekunden gingen die Schadensreporte ein, mehr als man sich noch vor zwei Stunden erhofft hatte. Die Schlacht nahm nach dem Verlust der ´Karthago´ eine richtig üble Wendung, denn die Piraten kämpften verbissen und mit wilder Entschlossenheit. Sie drängten die tallischen Verbände immer weiter zurück und die Abfangjäger der Hero Factory zeichneten ebenfalls schwere Verluste auf. Damit war zwar zu rechnen, doch nicht so bald schon. Zib spielte den Admiral der ´Rechenschaft und er hatte alle Hände voll zu tun.
„Gammastaffel soll diese Jäger vom Hauptgeschwader wegtreiben- was? Rechte Breitseite der ´Bruderschaft´ zerstört? Sie sollen beidrehen und die Backbordschilde verstärken. Mehr Energie auf die schweren Ionenkanonen! MAVERIK- und Betastaffel hinter der ´Rechenschaft´ neu formieren. Blaze, versuch weiter, die Taller anzufunken. Und erledigt diese Kamikaze- was ist denn?!“
„Sir, wir erhalten eine Nachricht von der ´Syndikat´. Merrik wünscht Sie zu sprechen“, schrie der Funkoffizier zu Zib rüber.
„Ernsthaft? JETZT?! Gut, stellen Sie ihn durch.“

Die Seiten einer heftigen Schlacht lassen selbst die gefasstesten Personen die Nerven verlieren. Zib war keine Ausnahme. Aber konnte man ihm das verübeln? Vollkommen außer sich setzte er sich an sein Pult auf der oberen Ebene. Merriks Gesicht erschien sogleich auf einem kleinen Bildschirm. Er sah überaus zufrieden aus, sehr zu Zibs Unmut.
„Solltest du nicht dein Schiff befehligen, statt mit mir zu plaudern?“
„Ebenfalls Hallo“, erwiderte Merrik aalglatt, „Ich weiß, dass unsrer Situation verzweifelt scheint, ich will dich auch nicht lange aufhalten.“
„Was willst du denn?“ fragte Zib ungeduldig.
„Jetzt wird mal nicht unhöflich. Ich habe eine verschlüsselte Nachricht von Sight erhalten. Seine Crew hat den Absturz überstanden und nun warten sie bis zum Bodenangriff, andernfalls werden sie versuchen, den Stützpunkt zu infiltrieren. Dazu sagt er, wir sollen nicht versuchen, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Er will nicht noch mehr Schwierigkeiten.“
Teilweise log Merrik mit dieser Nachricht, aber nur, um Zib zu beruhigen.
„Verdammt sei dieser Kerl und seine Neigung seinen eigenen Kopf durchzusetzen. Zumindest geht es ihnen gut.“
Aus diesem Gespräch schöpfte die Crew der ´Rechenschaft´ neuen Mut und das Kampfesglück war hoffentlich bald wieder auf ihrer Seite. Als eine der Kampfstationen explodierte und die Störwellen schwächer wurden, überkam pure Freude den beiden Flotten. Es war an der Zeit, den Finalschlag zu koordinieren.

Auf der Planetenoberfläche befand sich Sights Einheit in einer ähnlichen Lage. Anfang verlief alles nach Plan. Ungesehen schlichen die acht Helden durch die verschlungenen Gänge. Doch solche Pläne haben die Neigung, ratzfatz zu einer Katastrophe zu werden, sei es durch Pech oder aus Selbstsicherheit resultierender Nachlässigkeit. Jedenfalls liefen sie direkt einer kleineren Patrouille in die Arme. Eins führte zum Anderen und nun war die halbe Besatzung der Festung hinter ihnen her.
„Ich sagte doch, wir hätten rechts rum gemusst!“ tadelte Sight Katsu, während er versuchte den ein oder anderen Angriff mit seinem Plasmayatagan abzuwehren.
„Halt die Klappe und geh in Deckung!“
Das sagte Katsu nicht ohne Grund, denn Axl kniete sich hin, um seine schultergestützten Schrotblaster abzufeuern und wo er schoss, wuchs kein Gras mehr. So war auch diese Patrouille erledigt.
„Lasst die Waffen draußen“, befahl Gunvolt gebieterisch, „Sight, wo müssen wir denn nun lang?“
„Lass mich kurz nachdenken… Nach rechts durch diese Tür da.“
„Gut gesagt. Die ist doch schwer verriegelt“, warf Tag ein. Tatsächlich war die Tür von einer
Sicherheitspanzerung blockiert. „Sprengsätze reichen da wohl nicht aus.“
„Das nicht“, murmelte Katsu und löste seinen Fusionsschneider von seinem Gürtel.
Er entfernte die Abdeckung des Handscanners und stach in das Wirrwarr aus Drähten und Platinen ein. Ein Handgriff erzeugte einen heftigen Schlag, der Katsu gegen die andere Wand gegenüber schleuderte.
„Sollte jetzt funktionieren“, hustete er. Ransak versuchte ihn aufzuhelfen.
Tag presste ihre Hand auf den Scanner und die Panzertür glitt so laut wie es möglich war zur Seite und gab die eigentliche Tür frei. Hinter ihr war das Gebrüll und Knurren der Piraten zu hören. Es war jedoch schwierig so ihre Zahl zu bestimmen. Auf ein ganzes Bataillon gefasst stürmten die Helden unter Kampfgebrüll durch die Tür. Umso überraschter waren sie, nur einen einzigen Gegner vorzufinden. Der Pirat war wohl ebenso verblüfft, den er starrte sie nur mit offenem Maul an, oder wie man die am Kinn getrennten Unterkiefer auch immer nennt. Tag sprang vor und erstach den Piraten mit einem Dolch. Der zylinderförmige Raum war nun nicht mehr besetzt und die Helden sahen sich um. An den Wänden waren allerlei Instrumente und Kryobehälter aufgestellt, im Inneren etwas, das nach irgendwie mutierten Weltraumpiraten aussah, und der Rest war mit Datenterminals gefüllt. Offenbar waren die Acht in ein Forschungslabor gestolpert. Was die Neugier aller auf sich zog, war ein riesiger Stahlbehälter, der den Großteil der Halle für sich beanspruchte. Neben der versiegelten Öffnung hatte er nur ein keines, rundes Sichtfenster. Dadurch konnte man die silbrige Substanz sehen, die im Inneren umher wirbelte.
„Was in alles in der Welt ist das denn?“ fragte Ransak verblüfft.
„Keine Ahnung. Tag, scannst du das bitte?“ befahl Gunvolt.
Tag kletterte auf den Tank, öffnete die Schleuse und schaltete ihr Scannerheadset ein.
„Unmöglich zu bestimmen, aber von Form und Konsistenz ähnelt es flüssigem Quaza.“
„Lasst uns weitergehen. Ich fühle mich hier irgendwie unwohl“, sagte Sever, „Wo lang jetzt?“
„Nach da oben“ antwortete Sight und zeigte auf eine Tür am Ende einer Treppe.
Ungewöhnlich schnell marschierten alle hinauf ohne noch einmal zurückzublicken und die glühenden Augen zu bemerken, die ihnen aus dem Tankfenster nachschauten.
Zuletzt geändert von Dorian948 am Montag 25. März 2019, 23:51, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Piratendämmerung

Beitrag von Dorian948 »

Selbst ohne Abwehranlagen verstand es die Festung sehr gut, sich selbst zu verteidigen. Die runden Gänge waren wie ein Labyrinth angelegt und mehr als einmal wurde gefragt, ob sich die Truppe verlaufen habe. Tatsächlich kamen sie dem Ziel nur extrem langsam näher. Seltsamerweise wurden die Zusammenstöße mit Piraten immer seltener. Zumindest konnten sie die stickigen Gänge verlassen. Vor dem Team erstreckte sich ein großer Hofplatz, über dem eine T- förmige Brücke führte. Der Regenschauer war mittlerweile zu einem Gewitter angeschwollen. Direkt gegenüber der acht Helden versperrte ein unnötig riesiges Tor den Weg, doch ein anderer Durchgang war nicht zu erkennen. Katsu wollte geradewegs zum Tor hinüber rennen.
„Ich kümmere mich scho- HIIAARRGGHH!“
Gerade als er einen Fuß ins Freie setzte und die ersten Tropfen seine metallene Rüstung berührten, zischte es laut und Katsu schrie aus Leibeskräften. Sever und Exceta zogen ihn schnell wieder zurück.
„Verdammter Mist, das ist saurer Regen!“, fluchte Katsu. Die Säure hatte ein hässliches Loch in seinen Fuß gebrannt und seine darunterliegenden, empfindlichen Rezeptoren beschädigt. Bei einem Mechanoiden verhalten sie sich genauso wie Nervenenden, „Ransak, gib mir bitte deine Bots. So kann ich nicht laufen, geschweige denn kämpfen.“
Ransak reichte Katsu eine Spritze mit Mikrobotserum. Er träufelte ein paar Tropfen der enthaltenen Flüssigkeit auf seine Wunde, welche sich fast sofort schloss und gab die Spritze zurück.
„Was nun? Wir können nicht vor und zurück!“, fragte Tag beunruhigt.
„Seht euch das mal an“, bemerkte Exceta und wies auf eine Ansammlung Datenpulte in einer Nische rechts vom Tor.
Die Nische war unter einer Plattform und sicher unter der Brücke zu erreichen, ohne zu einer Pfütze geätzt zu werden.
Nachdem das Team sich dort verkrochen hatte, machten sich Axl, Katsu und Sight an die Entschlüsselung und Auswertung der Daten. Glücklicherweise hatte Katsu den Verschlüsselungscode der Piraten knacken und an die anderen Hacker verteilen können. So dauerte die Prozedur nicht ganz so lange, ehe jemand auf etwas Nützliches stieß.

Und dieser Jemand war Axl: „Hier ist was Interessantes: ´ Einteilung der Mineneinheit 56- B zu Wachdienst an Waffenlager Zeta und Kommandostation 1. Zugangscodes sind an den entsprechenden Terminals der Sicherheitsstufe Blau zu entnehmen.´“
„Laut dieses Berichtes ist Kommandostation 1 direkt mit den Schildgeneratoren verknüpft. Und hier ist eine Liste mit Koordinaten der Stationen. Nr. 1: 20.2° Nord, 72,47° West“, sagte Sight.
„Das ist ja fast um die Ecke!“, entdeckte Ransak. Seinem Orientierungssinn hatte das Team es zu verdanken, dass es nicht sofort in eine Sackgasse lief, „Wir müssen zurück und uns sofort links halten.“
„Was ist mit dem Waffenlager? Wir könnten uns trennen und die zwei Orte gleichzeitig hochnehmen. Je weniger Pulver sie haben, desto besser würde ich sagen“, fragte Exceta.
Diese Idee war gar nicht mal so dämlich wie alles andere, was Exceta sonst von sich gab. Das Team teilte sich in eine Dreier- und eine Fünfergruppe auf, bestehend aus Sight, Sever und Exceta und Gunvolt, Katsu, Tag, Ransak und Axl. Als die Teams die Kreuzung erreichten, ging Sights Gruppe geradeaus zum Waffenlager und Gunvolts Gruppe zur Kommandostation 1.Niemand sagte ein Wort der Ermutigung oder des Abschiedes. Nicht als sich die Wege trennten und nicht als sie hinter einer Abbiegung den Blickkontakt verloren. Nicht ein Wort.
Zuletzt geändert von Dorian948 am Montag 25. März 2019, 23:54, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Piratendämmerung

Beitrag von Dorian948 »

Es hat zwar eine Weile gedauert, aber hier ist der nächste Teil:


Das Waffenlager war nicht so schwer zu finden wie erwartet. Der Gang war deutlich breiter als die anderen, hatte keine Abzweigungen und führte tiefer unter die Erde. Es wurde auch schnell wärmer, als ob sie sich dem Planetenmantel nähren würden. Unterwegs fand Sights Gruppe zufälligerweise ein Terminal der Sicherheitsstufe Blau, wie es in dem Bericht erwähnt wurde und den Zugangscode zu ergattern war ein Kinderspiel gewesen.
„Es ist pure Fahrlässigkeit, wie die Piraten mit ihren Informationen umgehen“, sagte Sever skeptisch.
„Sehr zu unserem Vorteil und was hast du denn erwartet? Das sind Piraten“, erklärte Sight, als er mit seinem Fusionsschneider in einer weiteren Panzertür herumstocherte.
Der Zugangscode schaltete nur einen biometrischen Scanner frei, den man unmöglich passieren konnte, wenn man kein Weltraumpirat oder ein talentierter Hacker war. Ein weiteres Mal glitt die Panzertür zu Seite. Da diesmal keine Geräusche von der anderen Seite zu hören waren, war das Team davon ausgegangen, dass der Wachposten noch nicht eingetroffen sei. Ein verheerender Fehler. Hinter der Tür wartete statt eines Arsenals eine ganze Division von Sturmpiraten auf die Eindringlinge und hinter ihnen, auf der anderen Seite der Kammer im spärlichen Licht der Deckenbeleuchtung, hockte eine monströse Gestalt, die Sight das Blut in den Adern zu Eis gefrieren lies: Ein muskulöses pterodaktylusähnliches Wesen in violett, mit langen Armen und Beinen und einem klingenbesetzten, knochigen Schweif; die gelb glühenden Augen blickten durch den dichten Rauch, der aus seinen Nüstern strömte, direkt auf die Neuankömmlinge; Ridley, der gefährlichste Kommandant der gefährlichsten Verbrecherbande der Galaxis stand vor ihnen, stützte sich auf seine dreifingrigen Klauen und stieß ein schreckliches Kreischen des Triumpfes aus.

Weiter nördlich kämpfte sich Gunvolts Truppe an der Kommandostation ab. Im Gegensatz zum Gang zur Waffenkammer war sie komplett besetzt, was eine Eroberung mit verminderter Schlagkraft immens erschwerte. Mittlerweile schlugen sie sich zu den oberen Ebenen durch. Zwei Piraten lugten über den Rand einer Plattform und zerschossen Ransaks Blasterarm. Rote Drohnen sausten über die Piraten, machten mit ihnen kurzen Prozess und landeten dann wieder sanft auf Katsus Schulterteilen. Er streichelte sie sachte über die Linsen, ehe er den anderen auf die nächste Ebene folgte.
Das oberste Deck war von einem Panoramafenster umgeben. Von hier hatte man einen guten Blick auf die oberirdischen Anlagen. Unterhalb des Fensters war die ringförmige Bedienkonsole der Verteidigungssysteme. Katsu lief zur Spitze des Teams, um seinem Handwerk nachzugehen. Er zückte seinen Fusionsschneider und entfernte die Abdeckung.
„Ich werde zuerst versuchen die Steuerung der anderen Kommandostationen zu verriegeln, um einen Neustart der Schilde zu vermeiden. Dauert nur eine Minute.“
Doch bevor Katzu seinen Plan in die Tat umsetzen konnte, traf der Schuss eines Piraten Katsus Hand und der Fusionsschneider fiel über die Reling. Gunvolt sorgte mit seiner Schockwaffe dafür, dass der Pirat das schnell bereute. Tag stürzte dem Fusionsschneider hinterher, konnte ihn aber nicht fangen. Er fiel zu Boden und zerschellte in Bruchstücke. Zur Überraschung der vier Helden rutschten einige Teile in die Spalten im Boden, unter denen die Elektronik des Stationsgenerators verlief. Funken stoben in alle Richtungen und Rauchwölkchen schwebten aus der Belüftung der Steuerkonsole.
„Nun, ihr stimmt mir zu, wenn ich sage, das verlief nicht ganz nach Plan und hat trotzdem funktioniert, oder?“, fragte Axl.
Die anderen nickten.
Zuletzt geändert von Dorian948 am Montag 25. März 2019, 23:57, insgesamt 1-mal geändert.
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