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Ein kleines Gedicht (nicht reimend)

Verfasst: Mittwoch 23. Mai 2012, 20:30
von Pahrak
Ich weiß nicht ob ich's mal erwähnt hab, aber ich schreib ziemlich gern Gedichte.
Dieses hier ist relativ neu und ich will einfach mal wissen, wie es sich so anhört..

Kind des Feuers

Das Dunkel erhellt sich.
Wohl wärmend und Geborgenheit schenkend.
Du wartest schon lang darauf.

Wie in Trance vergisst du den Klang des Wassers.
Wie die Herbstblätter rascheln.
Und wie die Sterne auf dich herabschauen.

Feuer ist die Feder deiner Geschichte und zugleich dein Untergang.
Du hast vergessen was wichtig ist.

Analyse eines kleinen Gedichts

Verfasst: Donnerstag 24. Mai 2012, 22:05
von Fippe
Mit seinem Gedicht "Kind des Feuers" von 2012 kritisiert ein unbekannter Dichter unter dem Pseudonym "Pahrak" die fehlende Menschlichkeit seiner Mitmenschen.

Das Gedicht entspricht nach seinem Äußeren zufolge keiner üblichen Gedichtsform. Es besteht aus zwei Terzetten und einem abschließenden Duett. Durch fehlende Reime ist es nicht möglich, ein Reimschema auszumachen.

Das Lyrische Ich spricht den Leser durchgehend direkt an: So schreibt er in Vers 3: "Du wartest schon lang darauf." Gemeint ist das vom Feuer ausgehende Licht. Auch weiterhin verwendet es die zweite Person Singular, um zum Beispiel in der zweiten Strophe zu verdeutlichen, welche Aspekte des Lebens der Leser laut ihm vergäße. In der dritten Strophe zeigt er auf, dass Feuer den Leser gleichzeitig erschaffe und vernichte, und dass er vergessen habe, "was wichtig" (Vers 8 ) sei.

Zahlreiche Stilmittel sind dem Gedicht zu entnehmen:
So verwendet der Autor in den ersten beiden Versen jeweils eine Alliteration: "Das Dunkel" und "Wohl wärmend" betonen hier besonders den Widerspruch in sich, da Dunkelheit meistens mit Kälte assoziiert wird. Außerdem rücken sie so den dritten Vers in den Mittelpunkt, in dem eben keine Alliteration auftritt.
Ähnliches ist in der zweiten Strophe festzustellen, da hier durch das Anfangswort "Wie" im vierten und fünften Vers eine Anapher gebildet wird. Auch dies lässt die Aufmerksamkeit sofort beim dritten Vers verweilen, der der Anapher nicht angehört.

Durch das Onomatopoetikum "rascheln" in Vers fünf wird außerdem die Lehre der klassischen vier Elemente eingebracht, da das Rascheln hier den Wind symbolisiert. Die anderen Elemente sind wie folgt vertreten: Dem Feuer in der ersten Strophe und im siebten Vers kommt eine zentrale Rolle zu, da das Lyrische Ich die Bevorzugung von diesem durch Vers 8 kritisiert. Dadurch würden die anderen Elemente Wasser (Vers 4), der eben angesprochene Wind und die Erde vernachlässigt. Erde ist im Gedicht selbst nicht vertreten, durch fachkundiges Wissen im Bereich BIONICLE kann man jedoch wissen, dass das Pseudonym des Autors, "Pahrak", für eine Kreatur des Steins steht, welcher im Gedicht stellvertretend für Erde stehen kann.

Offenbar zählt der Autor sich also selbst zu dem, was vernachlässigt wird. Das Feuer kann hier für etwas stehen, was laut dem Autor bevorzugt wird, zum Beispiel unliebsame Geschwister, über die dem Autor dieses Textes aber keine Informationen vorliegen.

Mit seinem Werk "Kind des Feuers" hat der Autor also einen Appell an seine Mitmenschen erschaffen, ihn nicht zu vergessen.

______________

Wie viel davon stimmt, wenn überhaupt? :mrgreen:

(Bitte sieh den Text nicht als Beleidigung an, sondern als Demonstration, was man alles in Gedichte hinein interpretieren kann.)

Re: Ein kleines Gedicht (nicht reimend)

Verfasst: Donnerstag 24. Mai 2012, 22:41
von Hafu
Ich habe diesen Analysis-Quatsch nie geschnallt... :mrgreen:

Re: Ein kleines Gedicht (nicht reimend)

Verfasst: Freitag 25. Mai 2012, 13:49
von Lesovikk520
Ich find das gar nicht mal so schlecht. Außerdem zeigt es auch, dass die heutige Jugend wenigstens noch etwas für Kunst und Poesie übrig hat. Mir fehlt es leider an genügend Vorstellungskraft, um so etwas zu schreben.

Re: Ein kleines Gedicht (nicht reimend)

Verfasst: Freitag 25. Mai 2012, 17:48
von Pahrak
Fippe hat geschrieben:Mit seinem Gedicht "Kind des Feuers" von 2012 kritisiert ein unbekannter Dichter unter dem Pseudonym "Pahrak" die fehlende Menschlichkeit seiner Mitmenschen.

Das Gedicht entspricht nach seinem Äußeren zufolge keiner üblichen Gedichtsform. Es besteht aus zwei Terzetten und einem abschließenden Duett. Durch fehlende Reime ist es nicht möglich, ein Reimschema auszumachen.

Das Lyrische Ich spricht den Leser durchgehend direkt an: So schreibt er in Vers 3: "Du wartest schon lang darauf." Gemeint ist das vom Feuer ausgehende Licht. Auch weiterhin verwendet es die zweite Person Singular, um zum Beispiel in der zweiten Strophe zu verdeutlichen, welche Aspekte des Lebens der Leser laut ihm vergäße. In der dritten Strophe zeigt er auf, dass Feuer den Leser gleichzeitig erschaffe und vernichte, und dass er vergessen habe, "was wichtig" (Vers 8 ) sei.

Zahlreiche Stilmittel sind dem Gedicht zu entnehmen:
So verwendet der Autor in den ersten beiden Versen jeweils eine Alliteration: "Das Dunkel" und "Wohl wärmend" betonen hier besonders den Widerspruch in sich, da Dunkelheit meistens mit Kälte assoziiert wird. Außerdem rücken sie so den dritten Vers in den Mittelpunkt, in dem eben keine Alliteration auftritt.
Ähnliches ist in der zweiten Strophe festzustellen, da hier durch das Anfangswort "Wie" im vierten und fünften Vers eine Anapher gebildet wird. Auch dies lässt die Aufmerksamkeit sofort beim dritten Vers verweilen, der der Anapher nicht angehört.

Durch das Onomatopoetikum "rascheln" in Vers fünf wird außerdem die Lehre der klassischen vier Elemente eingebracht, da das Rascheln hier den Wind symbolisiert. Die anderen Elemente sind wie folgt vertreten: Dem Feuer in der ersten Strophe und im siebten Vers kommt eine zentrale Rolle zu, da das Lyrische Ich die Bevorzugung von diesem durch Vers 8 kritisiert. Dadurch würden die anderen Elemente Wasser (Vers 4), der eben angesprochene Wind und die Erde vernachlässigt. Erde ist im Gedicht selbst nicht vertreten, durch fachkundiges Wissen im Bereich BIONICLE kann man jedoch wissen, dass das Pseudonym des Autors, "Pahrak", für eine Kreatur des Steins steht, welcher im Gedicht stellvertretend für Erde stehen kann.

Offenbar zählt der Autor sich also selbst zu dem, was vernachlässigt wird. Das Feuer kann hier für etwas stehen, was laut dem Autor bevorzugt wird, zum Beispiel unliebsame Geschwister, über die dem Autor dieses Textes aber keine Informationen vorliegen.

Mit seinem Werk "Kind des Feuers" hat der Autor also einen Appell an seine Mitmenschen erschaffen, ihn nicht zu vergessen.

______________

Wie viel davon stimmt, wenn überhaupt? :mrgreen:

(Bitte sieh den Text nicht als Beleidigung an, sondern als Demonstration, was man alles in Gedichte hinein interpretieren kann.)
Alter, der hat alles analysiert! o.O Du hast in vielen Punktn recht gehabt. Ich wollte die Unmenschlichkeit der Menschen aufzeigen. Das mit den 4 Elementen und dass Erde nicht direkt vorkommt, da ich ein Bohrok des Steins bin ist mir garnicht aufgefallen. xDD Du bist glaub ich auf sehr viel mehr draufgekommen als ich ausdrücken wollte und hast es mehr oder weniger wie ein Deutschprofessor analysiert. Alter ich hab das in der Schule unterm Bankfach geschrieben xDDD. Übrigens seh ich das nicht im geringsten als Beleidigung an. Deine Kritik hat mich gefreut.^^

Re: Ein kleines Gedicht (nicht reimend)

Verfasst: Freitag 25. Mai 2012, 23:20
von Nuhrii the Metruan
Ein kleines aber feines Gedicht, das - wie Fippe wohl bewiesen hat - durchaus tiefgehend interpretierbar ist (wobei besonders beim Interpretieren die Gedanken frei sind und schnell auch mal in vom Dichter selbst gar nicht beabsichtigte Höhenlagen entschweben).

Obwohl ich hier der Sprachstudent mit einem Poesie-Schwerpunkt in diesem Semester bin, und obwohl ich selbst in meiner Freizeit dutzende Gedichte geschrieben habe, werde ich auf eine tiefgehende Analyse verzichten (größtenteils weil Fippe da einfach schon so viel dazu gesagt hat).

Ich lobe dich an dieser Stelle dennoch für deinen Sprachgebrauch. Die meisten "Amateurgedichte" (also Gedichte von Leuten, die das nur hobbymäßig nebenher machen, also keine Beleidigung!) zeichnen sich besonders dadurch aus, dass der Sprachstil beim Lesen schmerzt. Das ist hier nicht der Fall, im Gegenteil. Mir gefällt es.

Weiter so!

Re: Ein kleines Gedicht (nicht reimend)

Verfasst: Samstag 26. Mai 2012, 07:03
von Pahrak
Nuhrii the Metruan hat geschrieben:Ein kleines aber feines Gedicht, das - wie Fippe wohl bewiesen hat - durchaus tiefgehend interpretierbar ist (wobei besonders beim Interpretieren die Gedanken frei sind und schnell auch mal in vom Dichter selbst gar nicht beabsichtigte Höhenlagen entschweben).

Obwohl ich hier der Sprachstudent mit einem Poesie-Schwerpunkt in diesem Semester bin, und obwohl ich selbst in meiner Freizeit dutzende Gedichte geschrieben habe, werde ich auf eine tiefgehende Analyse verzichten (größtenteils weil Fippe da einfach schon so viel dazu gesagt hat).

Ich lobe dich an dieser Stelle dennoch für deinen Sprachgebrauch. Die meisten "Amateurgedichte" (also Gedichte von Leuten, die das nur hobbymäßig nebenher machen, also keine Beleidigung!) zeichnen sich besonders dadurch aus, dass der Sprachstil beim Lesen schmerzt. Das ist hier nicht der Fall, im Gegenteil. Mir gefällt es.

Weiter so!
Das ist das allererste Lob das ich jemal von nem Admin gekriegt habe.^^ Danke! Wie gesagt bekam ich in der Schule eben die Schreiblust und hab unter dem Bankfach ein wenig experimentiert. Hab mich zwar von nem anderen Gedicht etwas inspirieren lassen, aber wer tut das nicht?
Wenn mein Gedicht euch so gefallen hat stell ich glaub ich noch mehr rein.^^

Re: Ein kleines Gedicht (nicht reimend)

Verfasst: Sonntag 2. September 2012, 18:58
von Moci
Sehr schönes Gedicht, wie ein Profi. Doch irgendwie hab ich das falsch verstanden. Ich hab das so kapiert, dass das lyrische Ich am Ende verbrannt ist xD Es hat etwas wichtiges vergessen, nämlich das Feuer gefährlich ist xD Naja, ich wohl irgendwie alles zu wörtlich genommen ;) aber wirklich ein schönes Gedicht. :like:

Re: Ein kleines Gedicht (nicht reimend)

Verfasst: Sonntag 2. September 2012, 19:00
von Pahrak
Moci hat geschrieben:Sehr schönes Gedicht, wie ein Profi. Doch irgendwie hab ich das falsch verstanden. Ich hab das so kapiert, dass das lyrische Ich am Ende verbrannt ist xD Es hat etwas wichtiges vergessen, nämlich das Feuer gefährlich ist xD Naja, ich wohl irgendwie alles zu wörtlich genommen ;) aber wirklich ein schönes Gedicht. :like:
Ich danke dir Kind des Inika Körpers. :D

Re: Ein kleines Gedicht (nicht reimend)

Verfasst: Sonntag 2. September 2012, 19:04
von Moci
Erwähne bitte nicht meinen grauenvollen Unfall, bei dem mein gesamter Körper amputiert wurde und durch einen Inika-Körper aus Plastik ersetzt wurde. :glare: